Wo finde ich frisches, biologisches Sauerkraut?
ADFC-Ortsgruppe erfährt Hennefs Biohof-Route
Den nächsten Supermarkt kennt jeder, aber wer die kleinen und feinen Biohöfe und Einkaufsmöglichkeiten in Hennef kennenlernen will, muss schon mehr Zeit und Energie mitbringen. Es geht immerhin steil abwärts und bergauf und durch über 30 der 100 Dörfer Hennefs! Belohnt wird man dafür mit viel Wissen über regionale Lieferketten und Einkaufsmöglichkeiten, mit leckeren Beispielen für gesundes und frisches Gemüse und nicht zuletzt mit fantastischen Ausblicken über viele Hennefer Täler.
Das ist das Fazit der 7,5-stündigen Radtour, die Frauke Brandt, Klaus Wagner, Stefan Meyerolbersleben und Ulrich Washausen, alle Mitglieder der Ortsgruppe des ADFC-Hennef, auf der Hennefer Biohofroute unternommen haben.
Start war am Hennefer Bahnhof. Von dort ging es bei Nebel und Temperaturen um den Gefrierpunkt zur ersten Station, der DLS Vollkorn Mühlenbäckerei. Hier erfuhren wir, wie regionale Lieferketten funktionieren, denn hier werden die Produkte vieler anderer Hennefer Bauernhöfe verkauft oder zu leckeren Backwaren verarbeitet. Danke, dass wir davon probieren durften!
Das stärkte uns für die folgenden knapp 62 km und 720 Höhenmeter.
Weiter ging es zum Hof Lückerath in Auel. Dort gibt es nicht nur leckere Eier und frisches Bio-Fleisch, sondern man kann auch zusehen, wie Kälbchen noch mit acht bis neun Monaten gesäugt werden. Das ist viele Monate länger als auf anderen Höfen, denn durch den Verzicht auf Milchwirtschaft können die Kälber viel länger bei ihren Müttern bleiben.
Nun ging es zum ersten Anstieg in die Sonne nach Süchterscheid. Dort, auf dem Biohof von Tillmann Hüsgen und im Bioladen seiner Schwester Susanne Hüsgen entdeckten wir das frische Sauerkraut, was viele in anderen Läden gar nicht mehr finden konnten. Natürlich wurde es sofort gekauft. Wo gibt es das sonst noch? Die Geschwister haben aber auch die berühmte Biokiste und viel Biogemüse und -obst. Viele Sorten sind kaum noch bekannt, denn der Massenmarkt für Bioprodukte hat selten Verwendung für solche Raritäten. Übrigens lohnt sich ein Besuch bei Hüsgens nicht nur für Einkäufer: Auch Wanderer und Radfahrer können sich in der Wanderlaube mit Kaffee und Keksen stärken und mehr über die Geschichte und Pionierzeit des ökologischen Landbaus erfahren.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es knackig weiter: zweimal hinunter ins Krabachtal, dann ins Scheußbachtal, dann ins Hanftal über die Höfe Hagen in Lückert und Biohof Elligen zum Hanfer Hof mit dem Gründer der dortigen Solidarischen Landwirtschaft Hennef, Berndt Schmitz. Von Berndt erfuhren wir noch mehr über die Herausforderungen der Biolandwirtschaft, von denen wir schon gehört hatten: Biologische Milchproduktion lohnt sich wegen des Überangebots kaum noch, einige Höfe geben auf, außerdem erschweren Gesetze und Verordnungen den Umbau der Landwirtschaft. Neue Modelle wie die Solidarische Landwirtschaft bieten dann neue Möglichkeiten, mit geteiltem Risiko Gemüse in Demeter-Qualität anzubauen und zu vermarkten. Unser Radler Stefan nahm deshalb gerne seine wöchentliche Ration Gemüse mit: Porree, Rosenkohl, Möhren, Radieschen und Spitzkohl.
Noch zweimal ging es ins Hanfbachtal, dann hoch hinauf zum Cafe Landtörtchen. Das ist zwar kein Bio-Café, aber es war eine willkommene Pause, bevor wir mit Blick bis zum Kölner Dom ins Pleistal zum Biohof Becker fuhren. Normalerweise ist dort nicht viel los, aber Landwirt Becker erklärte uns ausführlich, wie er das Bio-Getreide in Hennef anbaut, von anderen Pflanzen wie Wicken und Disteln befreit und an DLS abgibt.
Langsam brach die Dämmerung herein. Wir hofften noch auf etwas Sonne oben im Ölgarten - aber zu spät. Bei eisigen Temperaturen rasten wir zu unserem letzten Biohof, dem Campus Wiesenhof der Universität Bonn. Diesen Hof erkennt man sofort am Geruch: Es riecht nach Medizinfenchel, noch bevor man das schöne Hofgelände betritt. Auch der Wiesenhof beliefert DLS, diesmal mit Kartoffeln. Ein weiteres Glied in der regionalen Versorgungskette.
Wir sahen schon den Hasen über den Hof hoppeln und rätselten noch, ob es vielleicht doch ein Fuchs war... Nun wurde es so dunkel und kalt, dass wir das interessante Gespräch mit Dr. Berg beenden mussten und hoffen, irgendwann bei wärmeren Temperaturen zu einer gemeinsamen Veranstaltung wiederzukommen. Ein gelungener Abschluss für die vielen Erlebnisse auf den Biohöfen und eine Tour, bei der die Akkus der E-Bikes und die Muskeln der Bio-Bike-Fahrer manchmal an ihre Grenzen kamen.
Wir sind gespannt, ob die Bio-Hof-Route noch weiter ausgebaut wird. Der Gründer von DLS, David Lee Schlenker, würde die Route gerne in Richtung Bonn und Rheinland-Pfalz erweitern. Die ADFC-Ortsgruppe wünscht sich eine bessere Beschilderung und Information über die Route. Sicherlich ist es keine einfache Tour für den schnellen Familienausflug. Aber wer mehr über die Hennefer Dörfer und den regionalen Ökolandbau erfahren will, sollte die Route unbedingt erkunden. Vorausgesetzt, er hat entweder starke Akkus oder starke Muskeln!
PS: Weitere Infos und die Beschreibung der Tour und den passenden GPX-Track findet man übrigens unter https://www.hennef.de/start/parken-verkehr-und-stadtplan/fahrrad-fahren-in-hennef/biohofradweg/ (Der GPX-Track in umgekehrter Richtung als von uns gefahren). Die Orte waren: Hennef - Warth – Weldergoven – Attenbach - Oberauel – Auel- Bülgenauel – Attenberg – Süchterscheid – Ravenstein – Darscheid – Lückert – Sommershof – Uckerath – Hove – Eulenberg – Heide – Hanfmühle – Hanf – Dahlscheid – Hermesmühle – Doppelsgarten – Lichtenberg – Röttgen – Kuchenbach - Lanzenbach – Hofen – Westerhausen – Söven – Rott – Dambroich – Haus Ölgarten – Geistingen - Hennef
Bericht von: Stefan Meyerolbersleben